New Publics? Ästhetisch-kollaborative Vernetzungen zwischen Wissenschaften und Öffentlichkeiten



Zwei Semester lang haben sich Studierende des Masterstudiengangs Empirische Kulturwissenschaft mit der Debatte um ‹Neue Öffentlichkeiten› auf dem Wissenschafts- und Kunstfeld sowie in der Kulturarbeit beschäftigt. Theoretisch-konzeptuell und ethnografisch-kulturanalytisch verfolgten die Studierenden dabei die Frage, was Öffentlichkeiten eigentlich sind, wie sie sich konstituieren, wie sie adressiert werden und wie Menschen in und durch sie politisch handeln. In sechs Arbeitsgruppen zu den Feldern urbane Zukünfte, Geschlecht und Rockmusik, Schweizer Landschaft, Kulturinstitutionen und Öffentlichkeiten, (Un)Sichtbarkeit und Geschlecht sowie sensible Sammlungen entwickelten die Studierenden Einzelforschungen, die nun auf dieser Website vorgestellt werden. Im Fokus steht das Verhältnis und Zusammenwirken von Wissenschaften und Öffentlichkeiten im Zürcher Kontext und darüber hinaus.

Wenn Öffentlichkeiten heute diverser, transnationaler und multimedialer konzeptualisiert werden als noch vor wenigen Jahrzehnten, tangiert dies auch die kommunikativen Anforderungen an Wissenschaft. Diesem Grundsatz folgend haben die kleinen Teams ihre Forschungsergebnisse in multimodalen Formaten aufbereitet. So entstanden Podcasts, ein ethnografischer Film, eine Fotoethnografie und ein Naturpfad. Diese Formate verbinden die alte Frage nach der Repräsentation kulturanalytischen Wissens mit Reflexionen über die Notwendigkeit eines diverseren Öffentlichkeitsbegriffs.
Nicht nur Wissenschaft adressiert Öffentlichkeit, auch Öffentlichkeiten wirken auf die Wissenschaften ein. Dies kann auch in Form von öffentlichem Druck oder sogar der Bedrohung durch Angriffe auf die eigene Person erfolgen, auf ganze Institutionen oder Disziplinen. Damit wird auch sichtbar, wie wissenschaftliche Wissensproduktion in Fragen des Politischen involviert ist.






Kulturinstitutionen und Öffentlichkeiten  


In einer Konjunktur der Krisen, wie wir sie derzeit erleben, scheinen die Grenzen von Kunst, Wissenschaft und Öffentlichkeit zu verschwimmen: Öffentlichkeiten formieren sich und greifen mitunter Wissenschafts-, Kunst- und Kulturinstitutionen an. Umgekehrt möchten sozial engagierte Künste gesellschaftlich wirksam sein und entwerfen intervenierende Praktiken.  Aktivistische Kunst stellt den etablierten Kunstbegriff infrage, indem sie Stellung bezieht, Partei ergreift und dadurch ihren Autonomiecharakter in Frage stellt.
Mehr


Kontaminierte Kunst in der öffentlichen Debatte


Spätestens seit der Diskussion um die Sammlung Emil Bührle am Kunsthaus Zürich ist die Debatte um problematische Sammlungen in der medialen Debatte angekommen. Begriffe wie ‹sensibel› oder ‹kontaminiert› werden gerade bei solchen Sammlungen verwendet, wenn die darin enthaltenen Objekte oder Werke in einem strukturellen Unrechtskontext erworben wurden. Neben der Diskussion um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut stehen heute auch Sammlungen im Fokus der Aufmerksamkeit, die im kolonialen Kontext erworben oder angeeignet worden sind.  
Mehr
 



Gefährliche Öffentlichkeiten und (Un)Sichtbarkeiten


Regenbogenflaggen an Regierungsgebäuden, Dragqueens im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, eine hohe Zustimmung für die ‹Ehe für alle›, Pride-Paraden in immer mehr Städten, eine non-binäre Person gewinnt den Eurovision Song Contest: Queere Lebensrealitäten scheinen in der breiten Schweizer Öffentlichkeit so sichtbar zu sein wie noch nie zuvor. Während diese Entwicklung gefeiert wird, nehmen Anfeindungen gleichzeitig zu – sowohl auf offener Strasse als auch im digitalen Raum.
Mehr



Kein Platz in der Natur? Landschaft als öffentlicher Raum


Wenn es so etwas wie einen öffentlichen Raum gibt, dann doch wohl die Natur. Diese gehört allen, oder etwa nicht? Bei genauerem Hinsehen wird aber sichtbar, dass es ‹in der Natur› auch gesellschaftliche Ausschlüsse gibt wie in anderen öffentlichen Räumen. Die Verortung ‹in der Natur› ist geprägt von bestimmten Vorstellungen und Kulturpraktiken, die gewisse Perspektiven von vornherein ausschliessen. Ein Raum, der stark von Alltagswissen geprägt wird, ist der Wald, – beispielsweise, was in den Wald gehört und vor allem was nicht.
Mehr




Musikszene und populärkulturelle Öffentlichkeiten


Musik bewegt Menschen – auf Konzerten, Open Airs und in Clubs. An diesen Orten formieren sich Öffentlichkeiten. Dieser Schwerpunkt beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Populärkultur und Öffentlichkeit. Insbesondere interessiert uns die Musikszene mit ihren unterschiedlichen Adressierungen und Ausschlussdynamiken.
Mehr


Stadt der Zukunft? Zürcher Öffentlichkeiten im Konflikt


Zukunft scheint in aller Munde. Dabei wirkt Zukunft wie eine Verhandlungsfolie von ganz unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Forderungen. Das Einfordern alternativer Zukünfte ist dabei keinem politischen Lager zuordenbar, – verschiedene Öffentlichkeiten imaginieren auch unterschiedliche Zukünfte. 

Mehr