Kein Platz in der Natur? Landschaft als öffentlicher Raum



Wenn es so etwas wie einen öffentlichen Raum gibt, dann doch wohl die Natur. Diese gehört allen, oder etwa nicht? Bei genauerem Hinsehen wird aber sichtbar, dass es ‚in der Natur‘ auch gesellschaftliche Ausschlüsse gibt wie in anderen öffentlichen Räumen. Die Verortung ‹in der Natur› ist geprägt von bestimmten Vorstellungen und Kulturpraktiken, die gewisse Perspektiven von vornherein ausschliessen. Ein Raum, der stark von Alltagswissen geprägt wird, ist der Wald, – beispielsweise, was in den Wald gehört und vor allem was nicht. Das ist der Ausgangspunkt für diesen Forschungsschwerpunkt. Wir möchten den normierenden Setzungen und Ausschlüssen nachgehen, die den Wald prägen und dennoch kaum reflektiert werden. Das machen wir mittels visuell-ethnografischer Methoden, da sie uns besonders geeignet erscheinen, die unterschiedlichen Imaginationen über den Wald zu erforschen. 

Die hier versammelten Forschungen gehen zudem experimentelle Wege. Mit einem neu entworfenen Naturlehrpfad präsentieren sie beispielsweise alternative Perspektiven auf landwirtschaftliche Produktion, Forstwirtschaft und Biodiversität. Was passiert, wenn Informationsschilder einfach umgeschrieben werden? Mit dem Ansatz des Experimental Writing arbeiten wir heraus, welche Narrative unsere Bilder über Natur beherrschen und welche Sichtweisen und Erzählungen auf einem Naturlehrpfad ausgeschlossen werden. Gleichzeitig werden Alternativen angeboten. In unseren Arbeiten sollen in der Natur normalerweise weniger ersichtliche Perspektiven und Themen Sichtbarkeit erhalten. Damit möchten wir ein öffentliches Bewusstsein über die Bedingungen schaffen, die alternative Perspektiven und Praktiken in der Natur einschränken und bereits gewohnte eher hervorheben. Das Wissen um diese Bedingungen kann unter Umständen dazu beitragen, diese Einschränkungen zu überwinden.

LandschaftsästhetikEin alternativer Naturlehrpfad