Macht
In
unseren Forschungen interessieren wir uns für Macht besonders in Verbindung mit
Repräsentation und Wissensproduktion. Wer die Verbindungen zwischen Repräsentation,
Macht und Wissen begreifen möchte, muss sich mit dem Einfluss des poststrukturalistischen
Denkers Michel Foucault (1926–1984) beschäftigen. Foucault versteht Macht
nicht als direkte Unterdrückung oder Herrschaft, sondern als ein Wirken durch
gewohnte und institutionalisierte Diskurse, die begrenzte Formen des
Handelns, Wissens und Seins eröffnen. In diesem Verständnis wirkt Macht nicht
repressiv, sondern produktiv: Sie bringt Menschen als Subjekte hervor und
reguliert darüber gleichzeitig ihr Verhalten. In seinem späteren Werk
beschäftigte sich Foucault intensiv mit der Frage, wie Wissen durch
diskursive Praktiken in einem bestimmten institutionellen Umfeld eingesetzt
wird, um unser eigenes Verhalten und das anderer zu regulieren. Er
konzentrierte sich auf die Beziehung zwischen Wissen und Macht und auf die
Art und Weise, wie Macht innerhalb des – wie er es nannte – institutionellen
Apparats und seiner Wissenstechnologien funktioniert. Diese Betonung des Verhältnisses zwischen Wissen und Macht markiert eine bedeutende Entwicklung in der Frage nach wissenschaftlicher Repräsentation. Sie befreit die Repräsentation aus den Fängen einer rein formalen und positivistischen Theorie und gibt ihr einen historischen, praktischen und gesellschaftspolitischen Wirkungszusammenhang. Es geht nicht darum, zu fragen: Was ist die Wahrheit, sondern eher: Wie wird die Wahrheit gemacht? In der Betonung der Prozesshaftigkeit von Machtstrukturen gerät gleichzeitig ihre Wandelbarkeit in den Blick. Macht manifestiert sich in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in verschiedenen Formen. Sie lässt sich in sozialen Beziehungen, Diskursen und in Symbolen finden, die unsere Wahrnehmung und unser Handeln prägen. Folgen wir Foucaults Idee von Macht, dann sind alle politischen und sozialen Denkformen zwangsläufig in das Zusammenspiel von Repräsentation, Wissen und Macht verstrickt. Macht als einen dynamischen Bestandteil der alltäglichen Normalität und als eine gesellschaftsmachende Kraft zu verstehen, bedeutet auch, dass diejenigen eine besondere Verantwortung tragen, die sich mit Wissen und Repräsentation auseinandersetzen. |
Literatur:
Chakkalakal,
Silvy (2021): Figuration als Poiesis. Macht, Differenz und Ungleichheit in
der figurationalen Kulturanalyse. In: Peter Hinrichs u. a. (Hg.): Theoretische
Reflexionen. Berlin, 135-152. Dahlmann, Claus (2008): Die Geschichte des modernen Subjekts: Michel Foucault und Norbert Elias im Vergleich. Münster. Foucault, Michel/Mark Blasius (1993): About the Beginning of the Hermeneutics of the Self: Two Lectures at Dartmouth. In: Political Theory 21/2, 198-227. Foucault, Michel/Ducio Trombadori (1996 [1980]): Der Mensch ist ein Erfahrungstier: Gespräch mit Ducio Trombadori. Frankfurt a. M. Hartmann, Jutta. (2002): Vielfältige Lebensweisen: Dynamisierungen in der Triade Geschlecht, Sexualität, Lebensform. 1. Aufl., Wiesbaden. Aufgerufen am 14.09.2024. |
Dieser Begriff wird verhandelt in folgenden Beiträgen:
Queere PädagogikKunst im Spannungsfeld
Feministische KlangpolitikAwareness-Boom