Agonismus




Agonistische Konzepte von Demokratie betonen, dass Gesellschaften pluralistisch sind und notwendigerweise von Differenzen durchzogen sind. Differenz ist diesem Verständnis zufolge eine Grundqualität von Gesellschaft und nichts, das durch staatliche oder andere Politiken kontrolliert oder ‹gemanaged› werden muss. Agonistische Konzepte begreifen Streit zwischen unterschiedlichen Positionen als Grundprinzip demokratischer Aushandlungsprozesse. Agonistisch meint dabei das Aushalten von Differenz und die Fähigkeit zu streiten, im Gegensatz zu antagonistischen Konzepten, die stärker von Feindschaft und Kampf ausgehen.  
Die politische Theoretikerin Chantal Mouffe kritisiert mit ihrem agonistischen Verständnis von Demokratie die Dominanz des Konsenses in der liberalen Demokratie. Sie positioniert die Demokratie im öffentlichen Raum der Agora (dem antiken griechischen Marktplatz), auf welchem sich ebenbürtige Gegner:innen und keineswegs Feinde entgegentreten sollen. Mit der öffentlichen Sphäre sind bei Mouffe die Orte gemeint, in denen politisch gestritten wird. Deshalb sprechen wir von agonistischen und nicht antagonistischen Öffentlichkeiten. Dabei liegt der Fokus weder auf Konsens noch auf Feindschaft, sondern vielmehr auf dem Moment der Austragung und dem Aushalten von differenten Positionen.  


Literatur:  

Foucault, Michel (1987): Das Subjekt und die Macht. In: Dreyfus, Hubert L./Paul Rabinow (Hg.): Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Frankfurt a. M., 243-261, hier 256.

Mouffe, Chantal (2002): Which Public Sphere for a Democratic Society? In: Theoria: A Journal of Social and Political Theory 99, 55-65. URL: https://www.jstor.org/stable/41802189. Aufgerufen am 14.09.2024.
 
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Dieser Begriff wird verhandelt in folgenden Beiträgen:

Umstrittene Kaserne
Affective PublicsFeministische Zukünfte